Montag, 23. Mai 2011

Die Spannung steigt

 

Von Angelika Eder
LITERATURHAUS Das „Trio Mortale“ stellt Kriminalromane vor
Eine unsympathische Grundschullehrerin kommt zu Tode, der Bauleiter eines umstrittenen Projekts wird erschlagen, eine abergläubische Journalistin verschwindet: Das Trio Mortale - dank seines Stipendiums seit 1. Mai für vier Wochen in der Villa Clementine, wo die Drei je einen in Wiesbaden spielenden Kurzkrimi schreiben - stellte sich mit Lesungen und im Gespräch mit Moderatorin Kim Engels vor.
Die beiden Autorinnen Beate Maxian und Brigitte Glaser plauderten gern und viel aus ihrem Leben. Maxian, gebürtige Müncherin, hatte bereits mit sechs Jahren beschlossen: „Ich werde Schriftstellerin!“ und war nach dem Erlernen „eines anständigen Berufes auf der österreichischen Handelsakademie“ in die Spielfilmproduktion gegangen. Sie verfasste bisher Sachbücher, ein Märchenbuch sowie Krimis. Die von ihr vorgetragenen Ausschnitte aus dem „Tödlichen Rendezvous“ vermittelten einen Eindruck ihres genauen Stils, ließen es aber anfänglich an Spannung fehlen. Derzeit schreibt sie wieder an einer Trilogie, „weil ich meine Figuren so lieb hab‘“, so die Autorin, die im Voralpenland lebt und sich deshalb besonders für Wiesbaden begeisterte: „Dieses Klima, Palmen, Gingkobäume, Papageien: Ich könnt‘ mich hier anketten!“
Brigitte Glaser lebt in Köln, wo sie Kurzkrimis für eine Tageszeitung schrieb. Sie engagiert sich wie Maxian für die „Mörderischen Schwestern“, „ein deutschsprachiges Netzwerk für alle Frauen, die sich für Krimis begeistern“. Glasers Werke greifen kulinarische Themen auf; in ihrer bisher fünfbändigen Reihe um die Spitzenköchin Katharina Schweitzer erschien zuletzt der Roman „Bienen-Stich“. Augenzwinkernd erzählte die mit Fiktion und Realität jonglierende Autorin vom Frust ihrer Protagonistin, keine Karriere machen zu können, „weil ich sie dauernd über Leichen stolpern lasse“. Glaser las ihre Kurzgeschichte „Bärendreck“ - „aus einer Anthologie, einer Auftragsarbeit über schwarze Lebensmittel, in diesem Fall Lakritz“. Damit bereitete sie den Zuhörern viel Vergnügen.
Sehr viel zurückhaltender als die zwei Damen zeigte sich Schriftsteller Rainer Würth im Gespräch über Persönliches: Seine Arbeit als Lokaljournalist habe er für ein Jahr in der Südsee unterbrochen und Reiseliteratur verfasst. Auch schreibt er Gedichte, Erzählungen und Romane. Krimis betrachtet er, der nebenbei Kurse über Erzähltechniken gibt, als Herausforderung, weil darin „das Erzählen extrem gut funktionieren muss.“ In seinem ersten Kriminalroman „Krötenwanderung“ ermittelt Peter Kolb, ein unkonventioneller Kommissar. Würths Lesung aus seinem spannenden Erstling, in dem er „filmisch erzählt, die Kamera immer direkt an der Figur“, verspricht einen spannenden Wiesbaden-Krimi.
Wiesbadener Kurier 21.05.2011 – WIESBADEN
WK
Für vier Wochen im Literaturhaus: Beate Maxian, Rainer Würth und Brigitte Glaser (von links). Foto: RMB/Friedrich Windolf